Lesebefehl: Blendezwoacht – Gregor Meier

9 10 2005

Durch einen Kommentar mal wieder bei ihm vorbeigeschaut – Gregor blendezwoacht Maier schreibt wundervolle Geschichten – hat aber immer noch keinen RSS-Feed. So muss er sich mir immer wieder durch fleissiges Kommentieren ins Gedächtnis rufen. Er besitzt die größte Somewhere-over-the-Rainbow-Sammlung, die ich kenne, hat einen noch schrägeren Musik“geschmack“ als ich und ich durfte vor einiger Zeit mehrfach mit ihm zusammenarbeiten.

Gerade gelesen: Wie ich fast einmal Wladimir Kaminer getroffen hätte

Bei Westernhagen war es anders. Feierabend als Delikatessen-Lieferant im noblen Hamburg-Winterhude, das Fahrradschloss klemmt und im Augenwinkel trippelt eine attraktive junge Dame mit dunkler Hautfarbe quer über die Kreuzung Blumen- und Marie-Luisen-Straße. Der straßenbildinterne Rassismus der besseren Hamburger Viertel – sie nennen es wohl Verhaltens-Kodex – sieht dergleichen eigentlich nicht vor. Afrikanische Frauen zumindest überqueren die Straßen stets an der grünen Ampel und halten sich auf ihrem weiteren Weg nonnengleich entlang der Häuserwände. Als Hausangestellte waren sie gerade in Mode gekommen und wir trafen uns regelmäßig morgens, wenn wir auf St. Pauli in´s gleiche urbane Loch hinabstiegen, um, unter der Alster hindurchgeschossen, aus einem anderen Loch wieder herauszusteigen. Der ungewohnte Weg der jungen Frau und ihr ungenierter Blick ins Schaufenster von Kruizengas Feinkost-Laden ließen mich schlussfolgern: „Diplomatentochter, oder Frau Westernhagen.“ Es kann nicht lange gedauert haben, bis von der gleichen Ecke her ein dünner Mann, sagen wir ein Hemd, über die Straße gehoppelt kam. Marius hat deutlich und freundlich gegrinst. Gewohnt, am Kühlregal gelegentlich auch Inge Meysel fast über den Haufen zu rennen – „Sie sind aber groß, junger Mann!“ -, besann ich mich diskret auf mein Fahrradschloss.