Führung durch das Tamm-Institut

23 09 2005

Meike hätte eine gute BDM-Führerin sein können. – zum Glück hat sie die „Gnade der späten Geburt“ gerettet. Lesenswert. Beängstigend. Mit U-Boot-Kommandanten. Und Notarzt. Und Uniformen. Fotografieren war leider verboten.

Es waren so um die 10 Tamm-Tamms da, eine Gruppe älterer Herrschaften ab 50+, der U-Boot-Kommandeur und ein Mann, der unter dem Kommandeur einst auf dem U-Boot gedient hat. Frau Müller, die Führerin, machte einen angespannten Eindruck. Fotografieren sei neuerdings verboten, man habe schlechte Erfahrungen gemacht. Besucher hätten Bilder ins Internet gestellt, und nun dürfe eben nicht mehr fotografiert werden. Sie führte uns durch das erste Zimmer mit den Containerschiffen und der „Marine-Malerei“.

Wer mit dem Namen „Peter Tamm“ nichts anfangen kann: Meike beschäftigt sich schon länger mit dem fragwürdigen Plan von Peter Tamm, ein Museum in der Hafencity zu errichten:

Offiziell trägt das Museum den Titel „Internationales Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm“. Peter Tamms Sammlung zeichnet aber nicht – wie der Name vermuten lässt – die Geschichte der zivilen Handelsschifffahrt oder des Lebensraumes Meer nach. Im Gegenteil: Der Großteil der Exponate steht in Zusammenhang mit militärischen Auseinandersetzungen, U-Boot-Kriegen, blutigen kolonialen Eroberungszügen. Zu Tamms Sammlung gehören Devotionalien verurteilter Nazi-Kriegsverbrecher. Beispiel: Tamm stellt die
Großadmiralsstäbe (übersät mit Hakenkreuzen) von Hitlers Marine-Oberbefehlshabern Raeder und Dönitz aus. Beide wurden 1946 in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt . Die Stäbe und alle
anderen Exponate sind in Tamms privatem „Institut“ an der Elbchaussee 277 zu besichtigen. Peter Tamm besitzt eine Reihe von Militär-Verlagen.

Tamm ist sehr stark mit dem Springer-Konzern verbunden:

(…)
Ende der 50er Jahre expandierte der Konzern und kaufte sich in die Berliner Ullstein-AG ein. Zum Geschäftsführer des Berliner Verlages ernannte Springer den Abendblatt-Redakteur Peter Tamm. Zwei Jahre später kam Tamm nach Hamburg zurück und wurde Bild-Verlagsleiter. Unter seiner Ägide überschritt die Auflage von Bild erstmalig die 5-Millionen-Grenze. 1964 wechselte Tamm in die Berliner Springer-Zentrale. 1968 wurde diese im Rahmen der Studentenrevolte besetzt. Auf Tamms Geheiß prügelten mit Knüppel bewaffnete Drucker und Polizisten mit Schlagstöcken auf die Studenten ein. Dieser von Tamm inszenierte Abwehrkampf beeindruckte Axel Springer dermaßen, dass der Firmenpatriarch seinen Berliner Statthalter umgehend zum allein zeichnungsberechtigten Geschäftsführer der Axel Springer Verlag GmbH ernannte.
(…)

Tamms Springer-Connection funktioniert auch noch fast 15 Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen. Dem pensionierten Top-Manager und passionierten Sammler von Marine-Militaria aller Art gelang es, vom Hamburger Senat 30 Mio., € zur Errichtung des „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm“ zu erhalten. Dieser Deal wurde von der damaligen Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) eingeleitet – sie war unter Tamm Chefin der Bild-Kulturredaktion. Dessen Museumsprojekt wird von Friedensgruppen wegen der kriegsverherrlichenden Darstellung und vor allem der Ansammlung von NS-Insignien, die bereits jetzt in seiner Privatvilla an der Elbchaussee zur Schau gestellt werden, kritisiert. Bei der Grundsteinlegung des künftigen Museums am 14. Juni 2005 in der Hamburger Speicherstadt wurde eine Ausgabe der Bild-Zeitung eingemauert – als Symbol für die Verbundenheit Tamms mit dem Springer-Blatt.

Um es mal vorsichtig zu formulieren: Es ist sehr wahrscheinlich, dass Herr Tamm ein extrem rechtslastiges Gedankengut pflegt. Ob das Museum im Gegensatz zur jetzigen Ausstellung die Vergangenheit kritischer aufarbeiten wird, wage ich mal zu bezweifeln.

Wenn jemand einfach nur Pressemitteilungen übernimmt, liest sich das dann übrigens so – klingt doch nett, oder?

Ach, und Meike, ich hab gerade gesehen, dass es bei der wikipedia noch keinen Eintrag zu Herrn Tamm gab, wäre das nicht mal eine Aktion?




Verrückt nach Mary

1 08 2005

Ok, letztes Jahr hab ich den Hype um die Ankunft des großen Schiffes überhaupt nicht mitgemacht, falls schon zu viele andere auf diese Überschrift gekommen sind, bzw. noch kommen. Ich hatte heute Nacht da zu arbeiten und muss sagen: Es ist nur ein Schiff, zwar ein großes, aber eben nur ein Schiff… Mehr Bilder davon, wenn ich Lust und Zeit zum Bearbeiten hatte, erstmal nur die hier:

Queen Mary 2

Wie immer – Klick auf's Bild geht zur Flickr-Galerie.

UPDATE: Teils schwer zu erreichen, aber weitere Bilder in einer kleinen Auflösung sind auf ndr.de und ndr2.de und da kommen heute den Tag über auch noch mehr.

UPDATE: Ein paar warme Worte zum Abschied von Queen Mary Tuu auf NDR Info (gefunden hat's der Herr Svensson). Und die Dame hat die naheliegende Überschrift gewählt….

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